Webdesign ist weit mehr als nur das Herumklicken in einer Vorlage. Echte Profis folgen einem strukturierten, wiederholbaren Prozess, der eine leere Seite in eine zusammenhängende, ansprechende Webseite verwandelt – eine Webseite, die echte Geschäftsziele erfüllt, die Nutzer:innen begeistert und sich in einer überfüllten digitalen Landschaft abhebt.
Dieser Artikel befasst sich eingehend mit dem professionellen Webdesign-Workflow und geht jeden Schritt detaillierter durch. Egal, ob Du Anfänger:in bist oder vom Amateur zum Profi wirst, diese Einblicke und bewährten Verfahren werden Dir helfen, erstklassige Webseiten zu entwerfen und zu liefern.
Inhaltsverzeichnis
Warum einen professionellen Prozess verfolgen?
Bevor wir beginnen, sollten wir uns daran erinnern, warum ein professioneller Webdesign-Prozess wichtig ist. Amateurhaftes Webdesign verlässt sich oft auf vorgefertigte Vorlagen, oberflächliche Anpassungen und Vermutungen. Das mag zwar eine Seite schnell online bringen, führt aber selten zu sinnvollen Ergebnissen oder zukunftssicheren Lösungen.
Der professionelle Ansatz hingegen umfasst einen methodischen Arbeitsablauf. Indem Du mit der Strategie beginnst, die Struktur festlegst und dann zum visuellen Design und zur Entwicklung übergehst, stellst Du sicher, dass jede Webdesign-Entscheidung mit Bedacht getroffen wird. Am Ende erhältst Du eine Webseite, die auf die individuellen Ziele Deiner Kunden zugeschnitten ist, eine Webseite, die nicht nur optisch ansprechend, sondern auch funktionell einwandfrei und leicht zu pflegen ist.
Die vier Phasen des professionellen Webdesigns:
- Planung und Strategie
- Struktur und UX
- Design und UI
- Entwicklung und Markteinführung
Lass uns die einzelnen Phasen näher betrachten.
Phase 1: Planung und Strategie – eine solide Grundlage schaffen
Schlüsselfragen und Ergebnisse:
- Was macht das Unternehmen? Identifiziere die Produkte, Dienstleistungen und Zielgruppen des Unternehmens.
- Welche Art von Webseite wird benötigt? Handelt es sich um eine E-Commerce-Seiten, eine Marketing- oder „Broschüren“-Seiten, einen Content Hub, eine Lernplattform oder ein Portfolio?
- Primäre Ziele: Verkaufen wir Produkte, schaffen wir Vertrauen, generieren wir Leads oder informieren wir Besucher:innen? Die Ziele müssen konkret und messbar sein.
- Erfolgsmetriken: Woran werden wir erkennen, ob die Webseite funktioniert? Das könnte ein Anstieg der Verkäufe, mehr Newsletter-Anmeldungen oder mehr Anfragen über das Kontaktformular sein.
Tiefgreifende Aktivitäten:
- Kundeninterviews: Setze dich mit den Kunden oder den Interessengruppen zusammen und stell gezielte Fragen. Verstehe ihren Branchenjargon, ihre Erfolgsgeschichten, ihre Probleme und was sie auszeichnet.
- Markt- und Konkurrenzforschung: Prüfe die Webseiten der Konkurrenz. Beurteile, was bei ihnen funktioniert, und ermittle Lücken, die Deine Webseite füllen kann. Achte auf die Farbpaletten, den Tonalität und die Navigationsmuster.
- User Research: Ermittele, wer die Nutzer:innen sind – ihre Demografie, ihre Bedürfnisse und die Gründe für den Besuch der Webseite. Sprich mit potenziellen Kunden, versende Umfragen oder prüfe vorhandene Analysedaten, um Erkenntnisse zu gewinnen.
Output:
- Projektbeschreibung: Ein prägnantes Dokument, in dem der Zweck der Website, die Zielgruppe, die Ziele und die visuelle Ausrichtung umrissen werden. Dieses Briefing dient als Kompass, damit alle Beteiligten wissen, wie „Erfolg“ aussieht.
- Referenzen und Moodboards (optional): Sammle Beispiele für gutes Webdesign oder visuelle Elemente, die dem Kunden gefallen. So vermeidest Du spätere Fehlentwicklungen.
Phase 2: Struktur und UX – Organisieren von Inhalten für mehr Klarheit
Nach der Strategie verlagert sich der Schwerpunkt auf die Inhaltshierarchie und den Benutzerfluss im Webdesign.
Wichtige Konzepte und Ergebnisse:
- Informationsarchitektur (IA): Entscheide, welche Seiten die Webseite haben soll und wie sie miteinander in Beziehung stehen. Eine E-Commerce-Seite könnte Produktkategorien und Filter haben, während eine Marketing-Seite vielleicht einfacher ist und nur eine Homepage, eine Seite mit Informationen, eine Seite mit Dienstleistungen und ein Kontaktformular enthält.
- Sitemap erstellen: Skizziere eine „Karte“ der Webseiten-Unterseiten. Dies ist eine Übersicht auf höchster Ebene, die sicherstellt, dass die Inhalte logisch gruppiert und leicht zu navigieren sind.
- Planung des Inhalts: Leg fest, welchen Inhalt jede Seite haben soll – Überschriften, Absätze, Bilder, Videos und Call-to-Actions (CTAs). Überlege auch, wo Vertrauenssignale wie Testimonials, Partnerlogos oder Zertifizierungen erscheinen sollen.
Wireframes – Die Blaupause:
- Low-Fidelity Layouts: Wireframes sind einfache Umrisse, oft graue Kästen und Platzhaltertext. Keine Farben, keine dekorativen Bilder – nur ein skelettartiges Layout, das zeigt, wo die Elemente sitzen werden.
- Fokus auf User Journeys: Stell sicher, dass Besucher:innen schnell und einfach finden können, wonach sie suchen. So könnte zum Beispiel der Hauptteil einer Homepage die Marke vorstellen und einen CTA enthalten, um die Dienstleistungen zu erkunden. Weiter unten könntest Du Produkthighlights, Social Proof und schliesslich Kontaktinformationen präsentieren.
Verfeinerung und Überprüfung durch Kund:innen:
- Iteriere vor dem Entwerfen: Teile die Wireframes mit Deinen Kund:innen. Passe die Seitenlayouts auf der Grundlage deines Feedbacks an. Es ist schneller und billiger, die Navigation oder die Platzierung von Inhalten in dieser Phase zu korrigieren, als wenn Du bereits Stunden in das visuelle Design investiert hast.
Tipp:
Das ist der Punkt, an dem sehr einfache Wireframes nützlich sind. Viele Menschen haben anfangs Schwierigkeiten, den Unterschied zwischen High-Fidelity- und Low-Fidelity-Designs zu verstehen. Wenn Deine Wireframes schon wie eine fertige, polierte Webseite aussehen, werden sie von Anfang an jedes Detail micromanagen. Besonders im Webdesign.
Phase 3: Design und UI – Entwicklung einer zusammenhängenden, überzeugenden visuellen Geschichte
Sobald Du die Struktur festgelegt hast, ist es an der Zeit, dem Projekt mit visuellen Elementen Leben einzuhauchen.
Wichtige Überlegungen:
- Anpassung an die Marke: Deine Farben, Schriftarten und Bilder müssen die Marke des Unternehmens widerspiegeln. Wenn es kein etabliertes Branding gibt, entwirf einen einfachen Styleguide – Farben, Typografie, Ikonografie -, der den richtigen emotionalen Ton anschlägt.
- Visuelle Hierarchie: Hebe die wichtigsten Elemente hervor. Überschriften sollten fetter oder grösser sein als der Text. CTAs sollten ins Auge fallen und die Nutzer:innen zur nächsten Aktion leiten.
- Bildmaterial und Medien: Ob es sich um Produktfotografie, individuelle Illustrationen oder Bildmaterial handelt, wähle Bilder, die die Aussage der Marke stärken. Für knifflige Konzepte solltest Du massgeschneiderte Grafiken oder Mikro-Animationen in Betracht ziehen.
Werkzeuge und Techniken:
- Web-Design-Software (z.B. Figma): Erstelle von jeder Seite ein high-fidelity Mockup. Beziehe, wann immer möglich, echten Text und Fotos mit ein.
- Auswahl der Typografie: Wähle Schriftarten, die sowohl gut lesbar sind als auch zur Marke passen. Kombiniere eine markante Schriftart für die Überschrift (um ihr Persönlichkeit zu verleihen) mit einer einfachen, leicht zu lesenden Schriftart für den Text.
- Farben und Kontraste: Verwende Kontraste, um die Aufmerksamkeit auf wichtige Elemente zu lenken. Achte auf einen ausreichenden Kontrast für die Zugänglichkeit von Text – ein Muss für die Einhaltung von Vorschriften und die Inklusion.
Verfeinerung des Webdesigns:
- Kunden-Feedback: Präsentiere die High-Fidelity-Mockups. Erkläre, wie das Design die Strategie unterstützt. Hör dir das Feedback zu Ästhetik, Ton und Klarheit an.
- Überlegungen zur Nutzerfreundlichkeit: Denk schon in der Entwurfsphase darüber nach, wie ein Button aussieht, wenn er mit der Maus bewegt oder angeklickt wird, wie Formulare mit Validierungsfehlern umgehen und wie sich die Website an kleinere Bildschirme anpassen soll.
Phase 4: Entwicklung und Markteinführung – Realitätsnähe
Du hast jetzt ein ausgefeiltes, genehmigtes Design. Jetzt ist es an der Zeit, es zu entwickeln und live zu schalten.
Entwicklungsoptionen:
- No-Code Builder (z.B. Webflow, Framer, WordPress): Perfekt für Designer, die nicht programmieren. Erstelle visuelle Layouts und der Builder generiert sauberen Code.
- Eigener Code: Wenn Du oder Dein Team HTML-, CSS- und JavaScript-Kenntnisse hat, kannst Du von Hand programmieren, um mehr Kontrolle zu haben. Dies beinhaltet oft die Verwendung von Frameworks, Präprozessoren und Build-Tools.
CMS-Integration:
- Content Management System: Wenn Kund:innen Texte leicht aktualisieren oder Blog-Einträge hinzufügen möchten, integriere ein CMS wie WordPress. Richte nutzerdefinierte Felder ein, damit die Kund:innen Inhalte verwalten können, ohne das Design zu verändern.
Responsive und barrierefreies Webdesign:
- Testen auf mehreren Geräten: Teste die Webseite auf verschiedenen Bildschirmgrössen und Geräten. Vergewissere Dich, dass die Bilder richtig skaliert werden, die Navigation Touch-Friendly ist und der Text lesbar bleibt.
- Zugänglichkeit: Füge Alt-Text für Bilder hinzu, stelle sicher, dass die Tastaturnavigation funktioniert, und teste auf Farbenblindheit oder andere Sehbehinderungen. Dies kommt allen Nutzer:innen zugute und entspricht oft auch den gesetzlichen Anforderungen.
Testen vor der Einführung:
- Browser-Kompatibilität: Überprüfe, ob die Webseite in Chrome, Firefox, Safari, Edge und mobilen Browsern einheitlich aussieht.
- Performance-Checks: Optimiere Bilder, minifiziere Code und nutze Content Delivery Networks (CDNs). Eine schnell ladende Webseite verbessert die Nutzerzufriedenheit und das SEO-Ranking.
- SEO-Grundlagen: Füge Meta-Tags, beschreibende Seitentitel und strukturierte Daten hinzu, damit Suchmaschinen die Website verstehen und einordnen können.
Live geschaltet:
- Domain & Hosting: Verbinde die Webseite mit einer eigenen Domain und wähle einen zuverlässigen Hosting-Anbieter. Viele Plattformen übernehmen das Hosting von Haus aus, was den Prozess vereinfacht. Ich verwende Raidboxes für WordPress-Webseiten.
- Abschliessende Überprüfung & Übergabe: Biete den Kund:innen eine kurze Schulung zur Verwendung des CMS an. Biete Richtlinien für die Pflege der Webseite und die Aktualisierung der Inhalte an. Vergewissere dich, dass Du weisst, wie Du Metriken nachverfolgen und Nutzerfeedback nach dem Start sammeln kannst.

Nach der Einführung – Kontinuierliche Verbesserung
Die Reise ist nicht zu Ende, wenn Du auf den Button „Veröffentlichen“ klickst.
- Analytik & Feedback: Installiere Tools wie Google Analytics oder ähnliche Plattformen, um das Nutzerverhalten zu verfolgen. Klicken die Leute auf die CTAs? Ignorieren sie bestimmte Seiten?
- Iterative Erweiterungen: Nutze Daten, um Aktualisierungen vorzunehmen. Füge neue Funktionen hinzu, verbessere die Ladegeschwindigkeit, optimiere das Layout und teste alternative Überschriften oder CTAs, um die Konversionsrate mit der Zeit zu erhöhen.
- Client Relationship: Bleibe in Verbindung. Biete Wartungspläne oder Retainer-Services für Updates, Backups, Sicherheitsprüfungen und zukünftige Umgestaltungen an. Das schafft Vertrauen und wiederkehrende Einnahmen.
Fazit
Web-Design ist schwierig. Die professionelle Gestaltung einer Webseite ist eine Reise vom strategischen Denken bis zum letzten Schliff und darüber hinaus. Durch einen strukturierten Prozess – Strategie, Struktur, Design und Entwicklung – schaffe nicht nur ein Produkt, das den Anforderungen Deiner Kund:innen entspricht, sondern verfeinere auch Deine Fähigkeiten als Designer:in und Problemlöser:in.
Denk dran: Jeder Schritt, den Du unternimmst, bevor Du das Designtool öffnest, jedes Wireframe, das Du verfeinerst, bevor Du Farben hinzufügst, und jede Optimierung der Nutzerfreundlichkeit, die Du vor dem Start vornimmst, trägt zu einem besseren, wirkungsvolleren Ergebnis bei. Bei einem professionellen Prozess geht es nicht nur darum, gut auszusehen – es geht darum, Kund:innen und Endnutzer:innen einen echten Mehrwert zu bieten.
Tauch also ein, verfeiner Deinen Ansatz und beobachte, wie sich Deine Webdesign-Projekte zu sinnvollen digitalen Erlebnissen entwickeln.